Kuba bereitet sich auf Hurrikan-Saison vor
Von Leo Burghardt, Havanna, ND 31.05.2008
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In Kuba ist einen knappen Monat vor Beginn der Hurrikan-Saison das Anti-Katastrophenmanöver »Meteoro« angelaufen. Mit dem Tropensturm »Alma«, der einen Fischer das Leben kostete, zog in den vergangenen Tagen bereits ein erster Vorbote über Nicaragua hinweg.
Abertausende Frauen und Männer der kubanischen Streitkräfte, der Zivilverteidigung, des Innenministeriums und der Komitees zur Verteidigung der Revolution sind wie schon in den Vorjahren mitunter Tag und Nacht auf den Beinen, um nicht unvorbereitet einem Ernstfall ausgesetzt zu sein. Minutiös und bis ins kleinste Detail werden die potenziellen Hilfskräfte trainiert.
Wohin mit den Menschen, die evakuiert werden müssen, wenn ein trockener oder ein von sintflutartigen Niederschlägen begleiteter Hurrikan herantobt oder wenn die Erde bebt? Das sind nicht selten Hunderttausende. Wie weit müssen die Bewohner der Küstenregionen ins sichere Landesinnere transportiert werden, wenn ein kleiner Tsunami droht? Wohin mit den Viehherden bei Hochwasser? Die Funktionstüchtigkeit des medizinischen Dienstes wird geprüft. Hubschrauber, Piloten und Pioniereinheiten kennen jetzt schon ihre Zielgebiete.
Integraler als je zuvor wird »Meteoro 2008« ins Werk gesetzt, sagte General Pardo, Chef der kubanischen Zivilverteidigung, gemäß der Erfahrung Fidel Castros, man solle immer auf die schlimmste aller Varianten vorbereitet sein. Dieser Leitspruch hat im Laufe der Jahre hunderten Kubanern das Leben gerettet und der Regierung dutzende lobende Erwähnungen der UNO und meteorologischer Spezialorganisationen eingetragen.
Die Klimaforscher der Region, nicht nur die kubanischen, gehen mit ihren Prognosen in letzter Zeit behutsam um. Es ist viel schwieriger geworden, das Wetter vorauszusagen. Der kubanische Mai beispielsweise war immer der regenreichste Monat. In diesem Jahr hatte es bis zum 27. im ganzen Westen nur einige Male getröpfelt.
Aber in einem Punkt sind sich die Experten fast einig: Es werde weniger Hurrikans geben, dafür aber ausschließlich solche, die sich gewaschen haben. Doch gleich schieben sie das überraschende Ergebnis von jetzt abgeschlossenen 25-jährigen Studien nach: Bisher sei man mit Sicherheit davon ausgegangen, dass der »Treibstoff«, der die Hurrikans rotieren lässt, die überdurchschnittliche Erwärmung der Atlantikoberfläche wäre. Das könne man jetzt vergessen. In den vergangenen 25 Jahren habe kein Hurrikan seinen Ursprung im Klimawandel gehabt.
Die kubanischen Meteorologen und Klimaforscher brüten schon seit einer Weile über der Prognose für die kommende Hurrikansaison, die im Juni beginnt und im November zu Ende geht. Normalerweise dürfte sie nicht allzu gefährlich werden, denn immer, wenn das Naturphänomen »Niña« (die Schwester von El Niño) einige südamerikanische Pazifikstaaten mit Sturzbächen von Niederschlägen zuschüttet, bleibt es in der Karibik relativ ruhig. Doch was bedeutet heute schon »normalerweise«? In Kuba herrscht August-Wetter, mit bis zu 35 Grad im Schatten.