von Harald Neuber in: Neues Deutschland vom 06.03.2010
1990 prangerte Fidel Castro den »Verrat« Mittelosteuropas an. Heute ist Kuba Teil einer Sozialismusdebatte in Lateinamerika.
Der Konflikt eskalierte im März 1990. Trotz der geopolitischen Umbrüche war das sozialistische Kuba mit breiter Mehrheit in den Sicherheitsrat der Organisation der Vereinten Nationen gewählt worden. Washington aber hatte andere Pläne. Mit Hilfe der internationalen Finanzorganisationen IWF und Weltbank und mit Unterstützung der NATO versuchte die Regierung von George Bush sen., die Wahl der revolutionären Regierung zu verhindern. Unterstützt wurden sie von der tschechoslowakischen und der polnischen Regierung – ohne dass diese Staatsführungen sich auf die Seite des republikanischen US-Präsidenten hätten stellen müssen.
Fidel Castro konterte die letztlich gescheiterte Sabotage am 7. März 1990. Die CSSR und Polen – als bisher sozialistische Länder – verdienten diese Bezeichnung nicht mehr, »weil in diesen Staaten die rechte Opposition, die prokapitalistische Opposition die Zügel übernommen hat«. Die Rede vor dem Kongress des kubanischen Frauenverbandes FMC war die erste Generalabrechnung des kubanischen Revolutionsführers mit den neuen Reformregierungen in Mittelosteuropa. Hat die Geschichte ihm Recht gegeben?