Sanktionen der USA seien »kontraproduktiv«
von Knut Henkel in: Deues Deutschland vom 30.06.2010
Altpräsident Jimmy Carter hat in einem Interview wieder einmal Front gegen das USA-Embargo gegen Kuba gemacht. Am Wochenende forderte er Barack Obama auf, die Handels- genauso wie die Reisebeschränkungen aufzuheben. Sie wären ohnehin nur »kontraproduktiv«.
Ein Freund der US-amerikanischen Sanktionspolitik war Jimmy Carter noch nie. »Ich billige keine Sanktionen gegenüber den Menschen eines Landes, das unter einer Diktatur leidet«, erklärte Carter am vergangenen Wochenende gegenüber einer Presseagentur in Worten, die seiner Herkunft und seiner Denkungsart entsprechen. Im gleichen Atemzug appellierte Carter an Präsident Barack Obama das Handelsembargo aufzuheben, da es »kontraproduktiv« sei, »nur die Diktatur stärke und Schaden für die Bevölkerung bringe«.
Diese Forderung ist in den vergangenen Monaten immer öfter in den USA zu hören. So liegt im Kongress ein Gesetz auf Eis, das die Reisebeschränkungen für US-Amerikaner zur Makulatur erklärt und es gilt als ausgemachte Sache, dass dieses Gesetz eine Mehrheit finden wird. Zumindest ist sich Kirby Jones sehr sicher. Jones ist einer der Organisatoren einer mehrtägigen Konferenz von USA-Unternehmern aus der Reise-Industrie mit ihren staatlichen kubanischen Partnern, die im März im mexikanischen Badeort Cancún stattfand. Da wurden schon Geschäftskontakte für den Fall der Aufhebung des Embargos und der Annullierung von Reisebeschränkungen in Richtung Havanna geknüpft.